"Verdammt!"
"Verdammt, verdammt!"
"Ich hätte einfach schweigen sollen!"
Es ist ein milder Frühsommer-Abend im April 2017. Kaum eine Wolke verdeckt die Abenddämmerung und nur eine schwache Windböe zieht von Westen her über diesen Teil San Franciscos.
Daniel Renkers und seine Frau Deborah stehen mit nachdenklicher und besorgter Miene vor dem Fenster, verstecken sich so gut sie können hinter dem erst kürzlich gekauften dunklen Leinenvorhang und schauen auf die Strassen vor ihrem Haus.
Ein Aufmarsch tausender Regierungskritikern und Verschwörungstheoretikern marschiert zur City. Mit dabei sind wie immer auch Personen die nur auf Tumult aus sind. Auch Autonome sieht man vereinzelt. Die an Holzpfählen befestigten Plakate untermauern die Absichten. Daneben eine Horde Foto-Journalisten mit Teleskopobjektiven sowie unzählige Fernsehreporter. Es müssen hunderte sein, aus unzähligen Staaten. Überall daneben sieht man auf die Demonstranten gerichtete Handys, die das Geschehen per Livestream in Millionen Haushalte weltweit verbreiten.
Helikopter kreisen in 150m Höhe. Darin sitzen Scharfschützen an geöffneten Schiebentüren und sind bereit jederzeit einzugreifen. Private Drohnen mit Kameras bestückt, ferngesteuert aus Kinderzimmern in der näheren Umgebung und die Bilder ebenfalls live streamend an die Millionen Internetzuschauer weltweit, trauen sich in den gleichen Luftraum, trotz bekanntem Verbot.
Am Strassenrand gaffen tausende Zuschauer. Hier und da hört man Buhrufe und Sprechchöre. Einige applaudieren und jubeln dem Umzug zu.
In der Ferne vernimmt man wage die Gegendemonstration. Scharen von Polizisten und Militärs versuchen mit harten Mitteln die Menschengruppen der beiden Paraden in einer Art Sperrzone voneinander fernzuhalten. Nicht auszudenken, wenn die Gruppen aufeinandertreffen würden.
Mit karger, nun fast schluchzender Stimme wiederholt Daniel seine Aussage: "Hätte ich bloss diese E-Mail nicht geschickt, dann hätte die Welt einfach ihren gewohnten Lauf genommen."
Seine Frau steht neben ihm mit Tränen in den Augen. Noch immer starrt sie auf die Strasse hinunter. Sie nickt, kann ihn jedoch nicht wirklich trösten, denn nur zu gut kennt sie die Geschichte, die vor 2 Jahren begonnen hat und sich schnell vom grössten Ereignis der Menschheit zum grössten Albtraum entwickelte.
Und ... es hätte sogar noch schlimmer kommen können!
Alles begann im Frühjahr 2015.